Die Geologie der Schwäbischen Alb

Quer durch Süddeutschland erstreckt sich vom Hochrhein im Südwesten bis zum Nördlinger Ries im Nordosten die Schwäbische Alb. Dort, wo sich heute das bis zu 1000 m hohe Gebirge als Mittelteil des von der Schweiz bis Franken hinziehenden Jurariegels erhebt, wogte vor Urzeiten ein tropisches Meer mit Korallenriffen, weitläufigen Stränden, Palmfarnen und Ginkgobäumen. Damit beginnt die spannende Geschichte der Schwäbischen Alb, die uns bis zum Ende der Keuperzeit vor 200 Mio. Jahren zurückführt.

Aus der Zeit, als das Gebiet der Alb noch von Wasser bedeckt war, stammen auch die Ablagerungen des Unter- (früher Schwarzer), Mittel- (früher Brauner) und Oberjura ( früher Weißer Jura) von vor 200 – 140 Mio. Jahren, aus welchen die Schwäbische Alb zum größten Teil aufgebaut ist. Seit dem Ende der Jurazeit ist die Alb landfest.
Ihre Geschichte bleibt aber weiter turbulent: Abtragung während der Kreidezeit (vor 140 – 65 Mio. Jahren), Vulkanausbrüche und ein Meteoriteneinschlag während des Tertiärs (vor 65 – 2,6 Mio. Jahren) prägen das Bild.

Danach machte sich über die Jahrtausende das Regen- und Grundwasser an den Kalksteinen des Jura zu schaffen. Es löste den Kalk und schuf so die höhlenreichste Region Deutschlands. Einige Höhlen der Alb waren in der Eiszeit bewohnt und die ältesten Kunstwerke der Menschheit – knapp 40.000 Jahre alt – wurde hier in den letzten Jahren gefunden. Weiteres auf den Seiten des GeoPark Schwäbische Alb >>link
Keuper – Vom Meer zum Festland und zurück
Es geschah vor mehr als 200 Millionen Jahren, am Ende des Keuper-Zeitalters: Wieder einmal kehrte das Meer zurück und dieses Mal sollte es für eine lange, lange Zeit bleiben. Noch heute dokumentiert eine kleine Keuperschicht, das so genannte „Grenzbonebed“, den spannenden Wechsel vom Keuperfestland zum Jurameer. Und mit etwas Glück findet sich darin vielleicht ein Haifisch- oder gar ein Saurierzahn.
Im Keuper selbst war es, von gelegentlichen Meereseinbrüchen abgesehen, oftmals staubtrocken. Dieser Wechsel zwischen „Wasser“ und „Wüste“ sticht uns in den Ablagerungen des Albvorlandes noch heute ins Auge. Kaum eine andere Gesteinsserie bietet so viel Abwechslung in Formen und Farben wie der Keuper: Rote, blaue, violette, schwarze und grüne Sand- und Tonsteine sorgen für wahren Farbenzauber. Eine Vielzahl weltweit bedeutender Fossilienfunde im Gebiet der Schwäbischen Alb zeigen uns, welche Lebewesen die Meere und subtropischen Landschaften des Keupers bewohnten: Amphibien, Saurier, Lungenfische und die ältesten Schildkröten der Welt. An Pflanzen finden sich unter anderem Reste von Schachtelhalmen und Farnwedeln.
Unterjura – Sonne, Meer und Saurier
Vor 200 Millionen Jahren erstreckte sich dort, wo heute die Schwäbische Alb das Landschaftsbild Süddeutschlands prägt, ein Meer – das Jurameer. Circa 50 Millionen Jahre lang war, bis auf wenige Inseln, ganz Europa davon überflutet. Es war tropisch warm.
Die Meeresablagerungen, die in dieser langen Zeit entstanden sind und aus denen die Schwäbische Alb größtenteils besteht, unterteilt man in den Unterjura, den Mitteljura und den Oberjura.
Da der Sauerstoff am Meeresgrund der Süddeutschen Bucht zur Unterjurazeit fehlte, waren besonders gute Voraussetzungen für die überdauernde Erhaltung von Fossilien geschaffen. Der Lebensraum, in dem die Meeressaurier, Fische, Seelilien, Ammoniten und Belemniten lebten, die wir im Posidonienschiefer finden, war das offene Meer. Die Küste lag damals bei Regensburg, das heißt circa 200 Kilometer entfernt.
Die delphinähnlichen Ichthyosaurier sind die häufigsten und am besten erforschten Saurier der Jurazeit. Ihre äußere Gestalt ist auf Grund der seltenen Erhaltung von Haut und Körperumrissen rings um das Skelett genau rekonstruierbar. Funde von Muttertieren mit Embryonen im Leib zeigen, dass sie keine Eier gelegt haben, sondern lebende Junge zur Welt brachten. Die größten ihrer Gattung konnten bis zu 20 m lang werden. Die Meereskrokodile der Jurazeit ähneln den heutigen Flusskrokodilen aus Indien. Wie diese waren sie gewandte Fischjäger. Als Fossilien eher selten zu finden sind die Plesiosaurier. Die Flugsaurier beherrschten den Luftraum der damaligen Zeit. Wie Möwen bauten sie in den Felsklippen an der Küste ihre Nester. Als gute Flieger jagten sie weit draußen auf dem offenen Meer nach Beute. Wie bei Fledermäusen war auch ihr Körper mit einem Fell bedeckt und eine Flughaut spannte sich zwischen den knöchernen Flugfingern. Sie besaßen also noch keine Federn wie die heutigen Vögel.
Die ästhetisch schönsten Fossilien der Jurazeit sind jedoch die Seelilien. Trotz ihres Aussehens werden sie nicht zu den Pflanzen, sondern zu den Tieren gezählt. Sie sind verwandt mit den Seesternen und Seeigeln. Ihre großen Kronen nützten sie, um Plankton als Nahrung aus dem Meerwasser zu filtern. Sie lebten meist in großen Kolonien zusammen mit Muscheln an Treibhölzern angewachsen. Die weltweit größte Kolonie mit über 100 qm ist im Urwelt-Museum Hauff in Holzmaden ausgestellt.
Die häufigsten Jurafossilien aber sind die mit den Tintenfischen nah verwandten Belemniten und Ammoniten. Für den Geologen stellen die Ammoniten die wichtigsten Fossilien des Schwäbischen Juras dar. Jede Schicht weist ihre eigenen, ganz spezifischen Ammonitentypen auf.